Sonntag, 3. April 2011

Dogtooth - Da wird ja der Hund in der Pfanne verrückt!


Was, wenn die Menschheit damals ganz andere Bezeichnungen und Namen vergeben hätte, als wir sie heute hätten? Würden wir zu einem gepolsterten Sessel nicht "Sessel" sondern "Meer" sagen? Und vielleicht würden wir uns nichtmal draufsetzen, sondern ihn als Pfanne für Spiegeleier benutzen.
Was wäre eigentlich, wenn wir ganz anders aufgezogen worden wären?

Nicht nur die Verhaltensbiologie beschäftigt sich mit der Frage des angeborenen und des erworbenen Verhaltens und sondern auch der Film Dogtooth.

Zwei Töchter, ein Sohn, ein Elternpaar und ein Anwesen. Zutaten wie sie alltäglicher nicht sein könnten. Die Familie lebt jedoch komplett abgeschieden von jedwedem sozialen Einfluss. Nur die Eltern wissen, wie die Welt außerhalb aussieht und der Vater verlässt mit seinem Auto regelmäßig das Anwesen. Die Kinder dürfen ihn erst begleiten, wenn sie beweisen, dass sie selbstständig sind und ihnen der Backenzahn ausfällt.
So sind bereits 20 Jahre vergangen, in denen die Eltern den Kindern ihren Einfluss aufgedrückt haben, der sich komplett von unseren normalen Vorstellungen unterscheidet. Da wird den Kindern schon einmal beigebracht, dass die Katze ein bestialisches Monster sei, dass einem bei lebendigem Leibe verschlingen könnte und dass ein Zombie nichts anderes als eine kleine gelbe Blume ist.

Die Sprösslinge (die übrigens bis auf den Jungen namenlos bleiben) erklären diese Auffassungen zu ihrer eigenen Realität. Woher sollten sie es auch besser wissen? Es gibt weder Satellitenempfang, noch Radio. Nur ein Plattenspieler läuft mit "Großvaters" Platten, von denen das Familienoberhaupt den Text komplett sinnentstellt übersetzt.

Dogtooth ist anders, kontrovers, stellenweise sehr erschütternd und fasznierend zugleich, aber immer einzigartig. Es gibt keine Regeln in dieser 5-Mann Gesellschaft. Inzest, Schläge und Wettkämpfe mit Narkosemitteln geben sich einander die Hand und fügen sich dennoch homogen zusammen.

Unsere Gesellschaft wird durch ein Spiegelkabinett geschleust, verzerrt, entstellt und kaum erkennbar wieder ausgespuckt. Unser Leben wird als Aneinanderreihung von gegenseitigen Einflüssen entlarvt. Naiv, wie wir auf die Welt kamen, sind wir auch geblieben, wir haben nur im Laufe der Zeit gelernt, uns das Gegenteil einzureden.

Dogtooth ist trotz freizügiger Nacktheit und teilweise sehr verstörenden Passagen ein Pflichtfilm. Er spielt nach keinen Regeln und genau das zeichnet ihn aus. Jeder sollte zumindest ein passiver Teil dieser absurden Realität werden

9/10

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