Samstag, 30. Juli 2011

Super - Der Name ist Programm


James Gunns Indi-Perle hatte es Anfang an nicht einfach. Mehrere Jahre lag das Skript zu diesem Film bereits in der Bude des "PG Porn" Produzentens. Jedoch wollte sich keiner erbarmen, das Drehbuch auch auf Zelluloid zu bannen. Also musste Gunn selbst in die eigene Tasche greifen und stellte das Projekt mit einem lächerlichen Budget von gerade mal 2 Millionen US-Dollar auf die Beine. Doch mittlerweile ist der Markt an Filmen über Nobody-Superheroes fast schon übersättigt. So musste sich "Super" im Vorfeld anhören müssen, im Fahrwasser von Kick Ass und Defendor zu schwimmen. Die Parallelen sind zwar vorhanden, dennoch steht der Film auf zwei eigenen Beinen, die ihre Füße in gänzlich verschiedene Türen stellen.

Frank (Rainn Wilson) führt ein ereignisloses Leben als Burgerbrater. Er hat nur zwei glückliche Erinnerungen, die er als kindliche Kritzelei in seinem Schlafzimmer hängen hat. Der Rest besteht aus Erniedrigungen und persönlichen Niederlagen. Die Hochzeit mit seiner Frau (Liv Tyler) gehört zu den positivsten Ereignissen, jedoch entwickelt sich auch dies zu einem Schicksalsschlag als sie eines Morgens das Weite sucht und in den Armen des aalglatten Jacques (Kevin Bacon) landet. Frank versinkt zusehends in Selbstzweifel und bittet in seiner Not Gott um ein Zeichen. Sowas ähnliches scheint der sehr klamaukige TV-Bibelheld "The Holy Avenger" (Nathan Fillion) zu sein. Zumindest bringt der Frank auf die Idee, einen tomatenroten Plastikanzug überzustreifen und selbstständig mit einem Schraubenschlüssel den "Bad Guys" Manieren beizubringen. Als es zum Kampf gegen die Entführer seiner Frau kommt, bekommt er noch tatkräftige Unterstützung von der quirligen Libbi und gemeinsam machen sie sich daran, dem organisierten Verbrechen einen Maulkorb zu verpassen.

"Shut up Crime!" ist die Catchphrase des selbsternannten Verbrechensbekämpfer und mit stoischer Gelassenheit brüllt er nach der zugeführten Gerechtigkeit nochmal heraus, was man seiner Meinung nach nicht tun soll. Das fängt mit Drogen dealen an, erstreckt sich über Kindermissbrauch und gipfelt in Kleinigkeiten wie dem Vordrängeln in der Schlange. Was Frank in diesen Situationen von Leuten wie Kick Ass oder Dexter unterscheidet ist, dass er keinen speziellen Kodex hat. Er tut einfach, was er für richtig erachtet und vollführt es mit willkürlicher Brutalität. Als dann später auch noch gewaltvernarrte Libbi dem Team beitritt, bemerkt der "Crimson Bolt" erstmals, wie sehr er vom eigentlichen Weg abgekommen ist.

James Gunn inszeniert diese Szenen weder überdreht, noch hält er die Kamera zurück. Der Fokus liegt ganz klar auf den Realismus und während für die Charaktere die Grenze zwischen Recht und Ordnung immer mehr verschwimmt, hält sich der Zuschauer in diesen Szenen angewidert die Hände vors Gesicht. War die exzessive Brutalität in Kick-Ass ein bewusst provokantes Mittel zur Belustigung des Zuschauers, dient es hier eher dem Schockeffekt, der Charakterbindung und es verhindert, dass der Film zu sehr in komödiantische Gefilde abgleitet.

So dramatisch die Ereignisse der Handlung auch sein mögen, der Humor bleibt trotzdem nicht auf der Strecke. Oft rührt er aus skurrilen Momenten oder der überdrehten Erscheinung Ellen Pages, die sich sofort in den Herzen des Zuschauer spielt. Ihre sehr unbeholfenen Annäherungsversuche und das hyperventilierende Gelächter nach erledigter Heldenarbeit machen sie zu einem Highlight des Films. Aber nicht nur sie, auch Rainn Wilson gibt sich als Hauptdarsteller keine Blöße. Er trägt den Film und ist Identifikationsfigur und mahnendes Beispiel zugleich. Gerade in den ruhigen Momenten (von denen es denn dann doch einige gibt) möchte man am liebsten durch die Leinwand durch geifen und ihm den Kopf tätscheln.
Wenn dazu auch noch der passende Indi-Score einsetzt und es zu einer weiteren Rückblende kommt, entwickelt man als Zuschauer Verständnis für das Handeln des Möchtegernheldens.

Abschließend bleibt zu sagen, dass Super kein Film für die Massen ist. Zwar merkt man ihm sein geringes Budget nicht unbedingt an und gerade das Finale glänzt mit blutig-brachialer Inszenierung, aber letztendlich schrammt es noch mehr an der Durchschnitts Kino-Zielgruppe vorbei als Kick Ass.
Das ist aber nicht unbedingt schlecht. Ähnlich ambivalent wie den Hauptprotagonisten kann man auch den Film einschätzen. Komödie, Drama und Action fahren Achterbahn miteinander und diese Mischung könnte manch einem sauer aufstoßen, der dem Streifen vorwirft, dass er nicht weiß, was er sein will. Aber gerade diese Mischung macht den James Gunns Film zu einem Kleinod der Superheldenfilme.

stex vergibt daher 8,5/10 Rohrzangen

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