Samstag, 31. Juli 2010

Inception - Traum oder nicht Traum? Das ist hier die Frage...



Wer schonmal einen Blick auf den Banner dieser Website geworfen hat, dem wird die Frau im gelben Motorradanzug sicherlich bereits aufgefallen sein. Dass es sich dabei um Uma Thurman aus Kill Bill handelt, sollte dem geübten Kinogänger auch keine Neuigkeit sein.
Aber wieso schreibe ich das an dieser Stelle nieder?
Kill Bill vol.1 war für mich der große Schritt in die Welt des Kinos. Ich war noch vergleichsweise jung und habe bis auf die Freitagabend Cartoons auf SuperRtl noch kaum einen Film gesehen. Mein filmischer Horizont war zu dem Augenblick so überschaubar wie die Salatbar eines 3 Sterne Restaurents.
Doch mit Kill Bill wurde in mir eine tief versteckte Leidenschaft geweckt. Aus dem Streichholz, dass bisher nur auf Stecknadelkopfgröße flackerte wurde ein loderndes Feuer der Leidenschaft für gut gemachte Filme.

Seitdem hab ich viel gesehen, sowohl Gutes, als auch Schlechtes. Aber nie schafft es ein Streifen "Kill Bill" vom Sonnenplatz der Hitparade zu verdrängen. Doch Nolan erreicht mit seinem "Inception" etwas, was ich mir nie erträumt hätte.

Eins vorweg: Der Film ist relativ spoilerresistent. Selbst wenn ich vor hätte, meinen Lesern das Ende zu verderben, würde ich beim Versuch scheitern aufgrund der Komplexität dieses Werkes. Außerdem machen wahre Cineasten so etwas nicht ;)
Die Handlung möchte ich aber trotzdem in groben Zügen anreißen.
Cobb (Leonardo DiCaprio) besitzt die Möglichkeit in die Träume anderer Menschen zu reisen. Im Laufe der Jahre perfektionierte er dieses System und startet mit seinen Partnern hin und wieder mal einen dicken Coup um die Ideen aus den Köpfen von milliardenschweren Geschäftsleuten zu mopsen. Das geht beim zwielichtigen Mr. Saito aber daneben und Cobb ist gezwungen für ihn einen "kleinen" Auftrag zu erledigen. Er soll bei einem Konkurrenten seiner Firma eine "Inception" vornehmen. Sprich: Eine Idee in dessen Synapsen pflanzen, die den Konkurrenten dazu bewegen soll, sein Unternehmen aufzugeben. Bei Erfolg darf der geplagte Traumdieb wieder zu seinen Kindern. Damit auch alles glatt läuft, verstärkt Cobb sein Team mit der süßen Ariadne (Ellen Paige), die als Architektin die Gestaltung der Träume übernehmen soll. Doch schon bald bemerkt sie, dass das Unternehmen ungeahnte Risiken birgt.

Das Geschilderte ist nur ein kleiner Grundriss der Storyline, die eigentlichen Finessen ergeben sich erst im Anschluss und sind mehrdimensionaler, als es das 3D Kino jemals vorgaukeln könnte. Die namensgebende Inception ist unglaublich sorgfältig durchstrukturiert und auf den Punkt genau durchdacht. Man hat das Gefühl mehrere Filme auf einmal zu gucken, die jedoch allesamt zusammenhängen und sich wie eine mehrstöckige Torte überlappen. Das hat den großartigen Effekt, dass sich während des Finales sämtliche Geschmacksknospen des Kinogourmets förmlich überschlagen vor Genuss. Hier zeigt der Regisseur und Drehbuchautor das, was ihn im letzten Jahrzehnt so groß gemacht hat. Die Komplexität und Durchdachtheit seiner Geschichten sind momentan unerreicht und eine wahre Wohltat. Heutzutage, wo die Kinosäle von Fortsetzungen, Teenie-Slashern und glitzernden Vampiren bevölkert sind, ist Inception die letzte Zuflucht der Originalität. Die Titel scheint eine direkte Anweisung an die modernen Filmmacher zu sein und Nolan versucht auch ihnen die Idee der Innovation einzupflanzen, nur ohne sich dabei in ihren Verstand zu beamen.

Unterstützt wird er dabei von einem prominenten Cast. Allen voran Leonardo Dicaprio, welcher nicht nur seiner Rolle als Publikumsmagnet gerecht wird, sondern auch die Ambivalenz seiner Rolle ausgezeichnet vermitteln kann. Schon in Shutter Island trumpfte er mit ähnlichen Charakterzügen auf und konnte sich auch dort schon auszeichnen. Sein Sidekick ist mit Ellen Page besetzt (Juno), welche, anfangs noch als unbedarfte Studenten, nach und nach zusammen mit dem Zuschauer in die Welt der Traumwandlerei eintaucht. Auch der restliche Cast kann überzeugen. Tom Hardy verleiht seinem Eames eine Lockerheit, die die Figur sehr sympathisch macht, während Joseph Gordon Lewitt (bekannt aus (500) Days of Summer), nicht groß gefordert wird. Insgesamt sticht keiner sonderlich hervor. Es gibt keine Rolle, die so wie der Joker seinerzeit in The Dark Knight das gesamte Geschehen an sich reißt, aber das tut dem Film nur gut.

Trotz der Vielschichtigkeit und des intellektuellen Anspruchs bietet der Film aber auch eine ganze Menge fürs Auge. Der Regisseur lässt ganze Straßenzüge wie ein Stück Papier zusammenfalten, lässt seine Protagonisten an Wänden und Decken entlang laufen oder macht aus einem Altstadtviertel einen Konfetti Regen aus Holzsplittern, Gemüseteilen und Scherben. In rasanter Geschwindigkeit hetzt Nolan seine Charaktere durch die verschiedensten Szenarien und garniert das mit Bombast-Action. Jedoch verkommt der Film trotz seiner Hochglanz Optik, dem überragendem Score von Hans Zimmer und der vielen Explosionen nicht zum klassischen Mainstream Blockbuster. Christopher Nolan schafft es eine gute Idee mit einem Haufen Geld zu verbinden und meistert somit auch den kunstvollen Spagat zwischen Blockbuster und Arthouse Kino mit Bravour.

Doch wo gehobelt wird, da fallen auch Späne. Zwar konnte ich den Film bisher nur einmal sehen, aber dennoch sind da ein paar kleine Ungereimtheiten aufgefallen (Stichwort: Gravitation). Jedoch kann über man diese kleinen Details auch locker hinweg sehen. In einem Film, der den eigenen Verstand auf so eine Art und Weise auseinander nimmt, kann nicht jedes kleinste Detail Sinn ergeben. Viel mehr sollte man dem kreativen Kopf dahinter auf die Schultern klopfen und loben für diesen Meilenstein des modernen Kinos. Chris Nolan ist und bleibt der wohl beste Regisseur der letzten Jahre und man hofft, dass er uns noch lange Zeit mit weiteren Perlen versorgen wird.
Und selbst wenn man ihn dafür in einen Limbus verfrachten müsste...

Stefan vergibt daher stolze 10 von 10

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen