Samstag, 5. Juni 2010

Black Dynamite - Can you dig it?


Der Streifen "Black Dynamite" wird höchstwahrscheinlich nur den wenigsten von euch was sagen. Das ist auch nicht sonderlich verwunderlich, schließlich lief dieses Kleinod an Film-"Kunst" vor einigen Monaten nur auf den Fantasy Filmfesten an ausgewählten Kinos. Der Film kam aber erstaunlich gut an und bekam einen DVD Release samt deutscher Tonspur und Untertitel spendiert. Eine feine Sache, gerade weil der Film schon seit dem Filmfest ziemlich weit oben auf meiner Liste stand.


"Donuts don't wear alligator shoes"



Doch was ist "Black Dynamite" überhaupt? Es handelt sich hierbei um eine Hommage an die Blaxploitation Filme der 70er, welche die das damalige Publikum mit einem bunten Genre-Mix aus Krimi, Kung-Fu und Action auf eine -zugegebenermaßen - sehr plumpe Art und Weise unterhielt. Allerdings hatten die damaligen Klischees zweifelsfrei einen gewissen Charme. Der Anteil der Schwarzen mit Afro lag bei weit über 90%, der Serienheld hatte einen eigenen Jingle, der jedesmal gespielt wurde wenn er in die Kamera grinste und natürlich wurde in fast schon nervender Regelmäßigkeit in den unpassendsten Momenten auf das Gesicht der Hauptdarsteller gezoomt. 

(Wer einen aktuellen, ähnlichen Streifen sehen möchte, sollte sich Jackie Brown von Q. Tarantino mal anschauen)

Die Macher von Black Dynamite haben es sich nun zur Aufgabe gemacht, diese Eigenheiten durch den wortwörtlichen Kakao zu ziehen. Wer jetzt eine hohle Sketchshow auf Jason Friedberg und Aaron Seltzer ("Date Movie", "Disaster Movie" and so f**king on...) Niveau erwartet, kann sich wieder beruhigt zurücklehnen und den Afro stutzen. Die Macher dieser Arthouse Perle verneigen sich eher vor den Originalen á la Shaft. Das fängt schon mit dem titelgebenden Hauptdarsteller an. Black Dynamite ist einfach nur krasseste Motherfucker, den die fiktive Filmlandschaft seit langer Zeit gesehen hat.
Kung-Fu? Gehört zu seiner Nachmittagsbeschäftigung.
3 Frauen gleichzeitig unter Decke? Na klar! Aber schön leise sein, sonst wecken sie noch die anderen Miezen im Bettchen.
Mal ne Oma durch die Wand pfeffern, weil sie nicht hören will? Chuck Norris hat vielleicht Gedulde, Black Dynamite allerdings nicht!

 "I've got more measure for your pleasure"

Mal abgesehen von den Muskeln, hat Michael Jai White auch noch ein beeindruckendes Repertoire an Kung-Fu Moves zu bieten, was den Film gerade für Freunde des ostasiatischen Kampfsports zu einem kleinen Juwel werden lässt.
Um Juwelen im "anderen" Sinne, geht es auch in der hanebüchenen Story. Black Dynamites Bruder wurde erschossen, jedoch war er kein Drogendealer, so wie es Dynamites Mutter am Sterbebett vermutete, sondern ein Undercover Agent der CIA. Black Dynamite bekommt daraufhin seine "License to Kill" wieder und geht auf einen Rachefeldzug, der sich gewaschen hat! Egal ob Donuts mit Krokodillederschuhen, Heroinsüchtige Waisenkinder oder eine porzellanschützene First Lady, das was Black Dynamite an wenigen Tagen erlebt, würde andere nicht mal zu träumen wagen!

Das liest sich alles erstmal ziemlich konfus und bescheuert (was es ohne Frage auch ist), offenbart aber auch einen gewissen Charme. Man merkt schon nach den ersten Minuten, dass der Film von Anfang an, auf billig getrimmt wurde und er zieht es auch komplett durch. Da werden schonmal Szenen aus komplett anderen Filmen reingeschnitten, sehr offensichtliche Filmfehler begangen und ein Auto explodiert natürlich in der Luft (und die Szene wird sogar 2 mal verwendet). Einmal pennt sogar der Tontechniker und lässt sein Mikrophon während einer ganzen Szene am oberen Bildschirmrand baumeln. Black Dynamite redet unbeirrt weiter, schielt am Ende aber doch erstaunt nach oben. Ein Moment, den man so einfach nicht planen kann und einen wirklich Tränen lachen lässt.

Das, was Black Dynamite von dem ganzen "Extreme Movies" und "Scary Movies" dieser Welt unterscheidet, ist der durchaus vorhandene Respekt vor dem Original. Anstatt sie durch Fäkalwitze zu verschandeln, werden die Eigenheiten und Macken einfach solange überspitzt, bis auch der letzte Zuschauer vor Lachen mit den Ohren schlackert. Somit ist der Film auch ideal geeignet für einen geselligen Filmabend in kleiner Runde. Besser wird man momentan kaum unterhalten. Alleine die Szene, in der die Truppe endlich herausfindet, was der eigentliche Plan ist, hat sich schon jetzt in meine Top 10 der größten Kultszenen aller Zeiten verankert.
Wer sich den Film anschauen möchte, sollte aber unbedingt auf die original Tonspur schalten. Der Slang ist einfach unkopierbar.

Von stex gibt es deshalb 9/10 Little Richards

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