Mittwoch, 3. August 2011

Super 8 - Super ist da nur die Kamera


Das ist ein Film der die alten Zeiten vermisst, der zurück will zu den Filmen der 80er Jahre. Da wo Sc-Fi noch etwas mit Romantik und Charme gemein hatte und nicht von den Effekten dominiert wurde. Leider versteht er überhaupt nicht was diese Filme ausgemacht hat. Hier kommen Schocks, platte Bluteffekte und Klischees aus dem Keller, die schon bei Krieg der Welten und Transformers miefig waren. Eine böse Person wird mit böser Musik eingeführt, er hat Narben und schaut böse. Eine Welt in der alle Linien klar strukturiert sind. Eine völlig berechnende, lahme Welt.

Da ist eine E.T Hommage darin begründet das die Protagonisten mit dem Fahrrad des Films fahren. Verstanden wurde wenig. Am Ende ist man dann in einem ätzenden, übertönten Showdown und fragt sich wo der Charme der Titelgebende Super 8 Kamera geblieben ist?
Die Geschichte ist völlig zusammengeschustert aus E.T und Krieg der Welten gepaart mit Transformers mäßigem General Grievous Verschnitt. Irriertierend sind Schocks und Blutspritzer die völlig zwangfrei eingestezt werden. Für wen soll der Film sein? Für Kinder ist das zu hart! Für Jugendlich zu unentschlossen und für jung gebliebene Erwachsene, die schon E.T liebten zu dumm-dämmlich.
Die Soundeffekte dröhnen, lärmen und stören. Hier wurde zu sehr auf Sound gesetzt. Der Score kann sich selten ausbreiten und muss jede Person einführen mit dumpfen Klängen für böse und scharrender Geigen für etwas unheimliches. Nur am Ende darf er glänzen.
Eine substanslose Schusterei, die nach grandiosen ersten 20 Minuten alles verliert was ihn spaßig hätte machen können; ein Augenzwinkern, passender Humor, und eine sensible Geschichte, die nicht schon hunterfach dargewesen wäre. Eine Enttäusschung. Da kommt CGI-Getöse, die Geschichte ist mitunter platt und verschenkt. Schade.


3/10 Punkte

Samstag, 30. Juli 2011

Super - Der Name ist Programm


James Gunns Indi-Perle hatte es Anfang an nicht einfach. Mehrere Jahre lag das Skript zu diesem Film bereits in der Bude des "PG Porn" Produzentens. Jedoch wollte sich keiner erbarmen, das Drehbuch auch auf Zelluloid zu bannen. Also musste Gunn selbst in die eigene Tasche greifen und stellte das Projekt mit einem lächerlichen Budget von gerade mal 2 Millionen US-Dollar auf die Beine. Doch mittlerweile ist der Markt an Filmen über Nobody-Superheroes fast schon übersättigt. So musste sich "Super" im Vorfeld anhören müssen, im Fahrwasser von Kick Ass und Defendor zu schwimmen. Die Parallelen sind zwar vorhanden, dennoch steht der Film auf zwei eigenen Beinen, die ihre Füße in gänzlich verschiedene Türen stellen.

Frank (Rainn Wilson) führt ein ereignisloses Leben als Burgerbrater. Er hat nur zwei glückliche Erinnerungen, die er als kindliche Kritzelei in seinem Schlafzimmer hängen hat. Der Rest besteht aus Erniedrigungen und persönlichen Niederlagen. Die Hochzeit mit seiner Frau (Liv Tyler) gehört zu den positivsten Ereignissen, jedoch entwickelt sich auch dies zu einem Schicksalsschlag als sie eines Morgens das Weite sucht und in den Armen des aalglatten Jacques (Kevin Bacon) landet. Frank versinkt zusehends in Selbstzweifel und bittet in seiner Not Gott um ein Zeichen. Sowas ähnliches scheint der sehr klamaukige TV-Bibelheld "The Holy Avenger" (Nathan Fillion) zu sein. Zumindest bringt der Frank auf die Idee, einen tomatenroten Plastikanzug überzustreifen und selbstständig mit einem Schraubenschlüssel den "Bad Guys" Manieren beizubringen. Als es zum Kampf gegen die Entführer seiner Frau kommt, bekommt er noch tatkräftige Unterstützung von der quirligen Libbi und gemeinsam machen sie sich daran, dem organisierten Verbrechen einen Maulkorb zu verpassen.

"Shut up Crime!" ist die Catchphrase des selbsternannten Verbrechensbekämpfer und mit stoischer Gelassenheit brüllt er nach der zugeführten Gerechtigkeit nochmal heraus, was man seiner Meinung nach nicht tun soll. Das fängt mit Drogen dealen an, erstreckt sich über Kindermissbrauch und gipfelt in Kleinigkeiten wie dem Vordrängeln in der Schlange. Was Frank in diesen Situationen von Leuten wie Kick Ass oder Dexter unterscheidet ist, dass er keinen speziellen Kodex hat. Er tut einfach, was er für richtig erachtet und vollführt es mit willkürlicher Brutalität. Als dann später auch noch gewaltvernarrte Libbi dem Team beitritt, bemerkt der "Crimson Bolt" erstmals, wie sehr er vom eigentlichen Weg abgekommen ist.

James Gunn inszeniert diese Szenen weder überdreht, noch hält er die Kamera zurück. Der Fokus liegt ganz klar auf den Realismus und während für die Charaktere die Grenze zwischen Recht und Ordnung immer mehr verschwimmt, hält sich der Zuschauer in diesen Szenen angewidert die Hände vors Gesicht. War die exzessive Brutalität in Kick-Ass ein bewusst provokantes Mittel zur Belustigung des Zuschauers, dient es hier eher dem Schockeffekt, der Charakterbindung und es verhindert, dass der Film zu sehr in komödiantische Gefilde abgleitet.

So dramatisch die Ereignisse der Handlung auch sein mögen, der Humor bleibt trotzdem nicht auf der Strecke. Oft rührt er aus skurrilen Momenten oder der überdrehten Erscheinung Ellen Pages, die sich sofort in den Herzen des Zuschauer spielt. Ihre sehr unbeholfenen Annäherungsversuche und das hyperventilierende Gelächter nach erledigter Heldenarbeit machen sie zu einem Highlight des Films. Aber nicht nur sie, auch Rainn Wilson gibt sich als Hauptdarsteller keine Blöße. Er trägt den Film und ist Identifikationsfigur und mahnendes Beispiel zugleich. Gerade in den ruhigen Momenten (von denen es denn dann doch einige gibt) möchte man am liebsten durch die Leinwand durch geifen und ihm den Kopf tätscheln.
Wenn dazu auch noch der passende Indi-Score einsetzt und es zu einer weiteren Rückblende kommt, entwickelt man als Zuschauer Verständnis für das Handeln des Möchtegernheldens.

Abschließend bleibt zu sagen, dass Super kein Film für die Massen ist. Zwar merkt man ihm sein geringes Budget nicht unbedingt an und gerade das Finale glänzt mit blutig-brachialer Inszenierung, aber letztendlich schrammt es noch mehr an der Durchschnitts Kino-Zielgruppe vorbei als Kick Ass.
Das ist aber nicht unbedingt schlecht. Ähnlich ambivalent wie den Hauptprotagonisten kann man auch den Film einschätzen. Komödie, Drama und Action fahren Achterbahn miteinander und diese Mischung könnte manch einem sauer aufstoßen, der dem Streifen vorwirft, dass er nicht weiß, was er sein will. Aber gerade diese Mischung macht den James Gunns Film zu einem Kleinod der Superheldenfilme.

stex vergibt daher 8,5/10 Rohrzangen

Mittwoch, 27. Juli 2011

Sherlock: A Study in Pink - Extravaganter Serienstart mit Suchtfaktor


Breit getretener Genre-Pfade? Nö. Verbrauchte Gesichter und Schauspieler? Nö. Eine Story wie wir sie bei Holmes schon 100 mal gesehen haben? Nö. Lahme Inszenierung? Nö. Eine Geschichte die nur auf einen Storytwist abzielt? Nö.

Paul Mcguigan besinnt sich nach dem Totalausfall PUSH wieder auf seine Stärken; Geschichten atmosphärisch und mit der Prämisse des großen Geheimnisses zu erzählen. Er war immer ein Regisseur, der nur mit einer starken Story, gute Filme erzählen konnte. Bei PUSH gab es die nicht, deshalb gab es nur seine Stylestandarttüte. Hier bringt er alles zusammen, was ihn schon bei LUCKY NUMBER SLEVIN auszeichnete. Spitzfindige Dialoge, interessante Impressionen Londons, und viele kantige, niemals glatte Figuren.

Martin Freeman ist Doctor Watson. Er kommt aus dem Krieg. Holmes ist Pathologe. Beide ziehen zusammen. Interessanterweise ist Homes nie als Sympath gezeichnet, sondern als Querkopf, der nicht damit klar kommt, dass seine Mitmenschen nicht "denken" können. Er spricht so schnell wie ein Maschinengewehr, und weiß nach nur 3 Sekunden alles über seinen Gegenüber, das ist waghalsig montierten Flashbacks erläutert wird. Das ganze würde zur Style-Over-Substance Orgie verkommen, wenn der Film nicht noch eine starke Geschichte und interessante Storytwist zu bieten hätte. Aber auch die Schrulligkeit der Doyle Romane kommt nicht zu kurz. Für Gemütlichkeit ist auch durch die Ausstattung gesorgt. Freeman und Benedict Cumberbatch hamonieren perfekt und sind nicht unbedingt das, was man massentaugliche Zuschauermagneten nennt; sehr kantig. Ein weiteres Plus.

Der Showdown ist ein Kampf der Worte, nervenzerreisend und klug. Holmes ist weiterhin ein Unsympath und verschroben, aber der Zuschauer mag ihn. Weil er weiß, dass er ein besserer Mensch ist.

Holmes ist im 21 Jahrhundert angekommen und hat mit Guy Ritchies Neuauflage nichts gemein, sondern nur das Tempo. Der Film ist der erste Teil einer BBC-Serie und kann von mir nur wärmstens empfohlen werden. Ein Thriller! Nee Drama! Nee Komödie! Nee! Ach komm der Film bietet alles.

PS: David Arnold hat zu seiner musikalischen Stärke zurückgefunden und zaubert einen Score zwischen Victorianischen Geigen und Dexter ähnlichen Synthieklängen. Famos.


8/10 Punkte

Freitag, 15. Juli 2011

Harry Potter und die Heilgtümer des Todes 7.2 - Eine Spoilerbehaftete Abrechnung




WARNUNG: Nur lesen wer die Bücher kennt oder die Filme schon gesehen hat. Wem es sowieso egal ist? Viel Spaß. :)

Überall kommen Lobeshymnen aus dem miefigen Kritikerkellerlöchern; "Was ein genialer Potter, Gänsehautfeeling, überwältigend, würdig" usw. Nunja, ich schimpfe mich auch als Riesenfan, dieser sagenhaften, jugenbegleitenden Buchreihe, ich liebe auch die filmischen Adaptionen weitesgehend. Aber hier reicht es nun endgültig.

Der Schuldige muss gefunden werden für das Versagen der letzten Filme: Yates, das riesige Arschloch. Der-ich-rede-leise-bei-Interviews-um-sehr-sensibel-und-klug-zu-klingende-Vollnulpenregisseur-mit-dem-Talent-einer-Schmeißfliege-die-sich-auf-AA-setzt-weil-sie-eh-weiß-das-ihre-Artgenossen-das-mögen-der-selbstübertreffenden-unzurechnungsfähigkeit-wenn-es-um-Harry-Potter-geht-Mensch.
Was ein Dödel, was eine Nulpe, was ein Affe.

Fangen wir mal beim Anfang des Films an; Die 3 Zauberer Harry, ich bin weginsziniert aber eigentliche eine der wichtigsten Personen Ron, und mehr als traurig zu gucken darf ich in diesem Film auch nicht Hermine, reden mit Griphok über das Schwert das sie stehelen wollen, was heraus kommt ist ein Dialog, der etwas zäh wirkt, aber sei es drum, er ist wichtig, für das nun folgende. Lustigerweise; beim Satz wir müssen es holen und sich richtige Stimmung aufbaut, gehen die drei aus dem Zimmer und reden noch mal an der Treppe über alles, Musik kommt, sogar Atmosphäre, aber nein Yates nimmt mal wieder alles heraus indem er die Genies zu Olivander schickt. Amüsant auch hierbei; David verhunzt wichtige Teile gerne, aber bei unwichtigen Szenen da hat er Screentime bereit.

Im Buch ist das Gespräch nett, im Film hingegen langweilig. Und wieder nimmt Yatiboy das Tempo heraus.
Aber Leute natürlich holt er es wieder aus dem Kasten seiner inszenatorischen Güte heraus. Und zwar da wo es wieder mal nicht gebraucht wird. Erratet ihr wo? Ja, richtig in Gringots. Dieses Szenario wird runtergenudelt, der Drache ist nicht sonderlich filigran animiert, und das Verlies, und die Falle von Bella, sind Scheiße am Computer errechnet. Es wird gehetzt. Da jumpt Hermine dann auf die trotteligen Drachen, was natürlich auch völlig unsauber und schlampig choreographiert aussieht, aber hey warum aufregen? Es geht ja weiter. Anstatt mal ein schönes Lied von Ich-mache-seit-ein-paar-Monaten-jeden-Soundtrack Desplat anzuklingen und schöne Landschaften zu präsentieren, springen die 3 nach eine kurzen Wolke ins Wasser und nun folgt ein weiterer historischer Höhepunkt des Films; Das Umziehen der 3, da ihre Klamotten nass geworden sind.
Schnell wird ein erbärmlicher Dialog runtergerattert und die Freunde sind in Hogsmead, welches gar nicht zu erkennen ist und Aberforth kommt und ruft kommt mal rein Leute, und die 3 natürlich klar naiv, jupp machen wir mal, gehen ins Haus.
Hier wird schnell die fehlende Lücke zwischen Aberforth und Dumbledore geklärt und erzählt das Dumbi ja gar nicht so ein toller war. Harry sagt aber: I trusted the man i knew. Ja ist ja gut. Oh das ist schon Neville Longbottom und holt die 3 ab und sie sind im Schloß.
PUUUH.

Endlich da! Muss sich auch Kloves gedacht haben. Diese ersten 25 Minuten sind mit Verlaub relativ beschissen. Snape hält eine Rede, Harry kommt und sagt ihm den Kampf an. WOW. Das erste mal Potter-Orden-Feeling. GEIL. Aber wird auch dadurch wieder zerstört das, ein Kampf nämlich der zwischen Flitwick, Gonagall und Slughorn gegen Snape dadurch genial vom Regisseur umgesetzt wurde indem er einfach nur Mc gegen ihn kämpfen lässt und das sage und schreibe 5 Sekunden. COOL! Nee eher nicht.

Das Schloß wird gesichert. WOW. Epische Musik. Ach scheiße na klar, zu früh gefreut. Yates geht auch wieder aus dem schönen Desplat Score heraus, gerade da wo es gut wurde. SUPI.

Es gibt eine kleine, im Hintergrund angedeutete, (!!!!!!!) Schlacht. Hermine und Ron machen einen Horkrux platt. Und Küssen sich. Der KUSS, des Buches wird wohl als einer der schlechtesten Filmküsse in die Filmgeschichte eingehen: Sprich ein Total-Fail. Kein Zauber.

So jetzt wird es interessant. Snapes Tod. Ist gut. Die Geschichte des Prinzen, ist atemberaubend gestaltet, liegt aber auch sehr and Rickman. Das Kino schweigt, man traut sich nicht zu atmen. Großartiger Moment. Ich Verzeihe Yates das bisherige laufen des Films.

Harry geht in den Wald um sich töten zu lassen. Naja die Szene ist okay. Er ist in Kings Cross und redet mit Dumbledore, zum Glück hat Kloves viele Zeilen des Buches übernommen, ist auch sehr anständig, aber nicht so wohlig wie im Buch. Zu viel Green Box, zu wenig Charme des Bahnhofs. Aber ist in Ordnung. Hargrid sieht man; wichtiger Verbündeter und einer der besten Freunde Harry sieht man 50-60 Sekunden insgesamt (!). Da ist jemand wie Olivander selbstverständlich wichtiger.

Weiterer Tiefpunkt ist Harry Auferstehen von den Toten. Er springt stumpf aus Hagrids Armen. Mies. Wenig episch. Ein kleiner Kampf beginnt, Harry fuchtelt ein wenig gegen Voldi herum.
ÄRGERNISS: Bellatrix Kampf gegen Molly Weasley; unemotional, mies getrickst, kurz und unwürdig.

Kampf ist nur noch zwischen Voldi ein wenig. Die Schlange wird in dümmlicher Slomo erschlagen. Harry kämpft gegen den dunklen Lord. IM BUCH MACHT ER IHN FERTIG: ALLE SCHAUEN ZU UND SIND GESPANNT. Hier sind die beiden alleine und reden nicht miteinander. Was ein Scheiß. Voldemort verdunstet. WIESO macht der Dumbart Yates das so? Ein Rätsel.
Unverständlich. Die "SCHLACHT" ist vorbei. Der Schlangenkopf ist Tod. Die 3 Freunde reden noch kurz. Blende.

-----------------------------------------------------------------------------------------
19 Years later:
Der Epilog, ist wirklich nett und okay. Williams Theme ertönt. Schön! Radcliffe erzählt seinem Sohn etwas über seinen Namen. Die ersten Sätze die er erwachsen spricht. Er überzeugt.
-----------------------------------------------------------------------------------------


Im Kinosaal ertönt Applaus. Ausgerechnet als Yates Name erscheint. Da klatsche ich nicht. Was hätte aus der Reihe werden können? Was hätte ein Jackson daraus machen können? Oder ein Cuaron? Man ist enttäusscht. Traurig. Wie groß es hätte werden können, wenn ein fähiger Mann sich des Stoffs angenommen hätte. Warum 7,5 Punkte. Ich liebe diese Figur, diese Bücher, der Film enthält (Snape) großartige Sequenzen und es ist das Ende, eines großen Franchise. Ich schaue diesen Film schon viel lieber als irgendeinen anderen Blockbustermüll. Da Verzeihe ich. Dazu hat es einen zu sehr begleitet. Wie gern wäre man am Ende fertig gewesen und traurig im Sessel gesessen, als sauer und entäusscht.
Aber was solls, die Leute lieben es, sie klatschen! Muss ich das verstehen? NEIN. Ich warte auf die Remakes von mir! (Kleiner Witz) schade. Weitesgehend ist Nulpenboy Yates Schuld.
Bye Harry. :'(


7,5/10 Punkte

Klassikerscan: "Django"- Ein zurecht betitelter Klassiker


Django ist über jeden Zweifel erhaben, trägt zurecht seinen Status als dreckigster und brutalster Italowestern allerzeiten. Zertrümmerte Hände, abgeschnittene Ohren. Corbucci Western ist so hart und gnadenlos wie selten ein Film. Er gesteht jedem Charakter große Momente zu, lässt jeden Leid erfahren, ihn auftrumpfen und verbittert im Sande liegen. Django ist ein Manifest der Kunst, denn wenig Budget = große Wirkung. Bacalovs grandioser Score ist nicht umsonst einer der besten der Filmgeschichte und Franco Nero als wortkarger (Un)Sympath ohne Reue und Gnade ist, um es einmal plump auszudrücken, eine coole Sau.
Doch Sergio ruht sich nicht auf Gewalt aus, sondern erzählt eine symbolische Leidensgeschichte über Verrat, Verlust, und das man durch Rache keine Erlösung, oder wenn doch, eine scheinheilige, einsame erlangt. Das alles ist so brilliant inszeniert und geschrieben, wie selten zuvor und danach. Ein Meilenstein. Ein Kultfilm, der sich auch so nennen darf. Kein verklärter Ramsch, sondern ein großer Film.


8,5/10 Punkte

Donnerstag, 14. Juli 2011

Sideways - pikant, herbe Tragikkomödie mit schmackhaften Abgang


Tragikkomödien sind die Spätburgunder des Darstellerkinos. Wer sich als Schauspieler wirklich auszeichnen will, bekommt es in diesem "Edelgenre" oftmals mit anspruchsvollen, vielschichtigen Charakteren zu tun, die auf der Leinwand dennoch glaubhaft und vor allem sympathisch wirken müssen. Paul Giamatti galt lange Zeit als ewiger Nebendarsteller. Er sah sich selbst nie anders und fand gefallen an diesem Titel, so vermochte er es doch immer wieder aus seiner geringen Screentime ein Maximum an Präsenz herauszuholen. Mit Sideways von Alexander Payne bot sich Giamatti nun die Chance ins Rampenlicht zu gelangen und diese nutzt er bravourös.

Das Gegenteil zu ihm ist sein Film alter-ego. Miles ist Englisch-Lehrer einer 8.Klasse, seit 2 Jahren geschieden und leidet seitdem unter Depressionen. Diese verarbeitet er zum Großteil in einem autobiografischen Roman, an dem er seit 3 Jahren schreibt und mit seiner fast schon manischen Leidenschaft zur gereiften Rebe. Miles ist Weinfanatiker und möchte die anstehende Hochzeit seines Kumpels Jack (Thomas Haden Chruch) dazu nutzen ihm auf der Junggesellenabschiedstour die Feinheiten von Pinot und co. näher zu bringen.
Jack ist dagegen eher einfach gestrickt. Der ehemalige Serienstar ist komplett triebgesteuert und sieht das Leben als einen riesigen Jahrmarkt, wo man von einer Attraktion zur nächsten rennt. Dementsprechend dauert es auch nicht lange, bis die ersten Wolken aufziehen auf der sonnigen Kalifornien Tour und natürlich sind Frauen dabei im Spiel...

Sideways lebt ganz klar von seinen vielschichtigen Charakteren und den Schauspielern, die ihnen Leben einhauchen. Da sei vor allem Paul Giamatti zu nennen, der aus Miles eine der interessantesten Figuren der jüngeren Filmgeschichte macht. Von weitem betrachtet sieht man nur den klassischen Loser, geprägt von Selbstzweifeln und Depressionen. Ein ziemlicher Jammerlappen also, der Zuflucht in seinem Hobby sucht. Dennoch ist er der klare Sympathieträger in dem Film, sein Handeln, die Mimik und Gestik Giamattis gibt dem Zuschauer die Möglichkeit, einen Teil von sich selber in ihm wieder zu entdecken. Im Zusammenspiel mit dem eher lebensfrohen und spontanen Jack ergeben sich dadurch immer wieder brüllend komische Situationen, die die eigentliche Tragik übertynchen.

Sideways ist witzig, berührend und ehrlich zugleich. Im Laufe der Handlung reift die charakterliche Entwicklung unter der Sonne Kaliforniens zu einem Feuerwerk der Unterhaltung für den Gaumen des Filmfans. Ein ganz besonderer Jahrgang.

stex vergibt 9/10 und empfiehlt einen guten Pinot zum Filmgenuss


Anmerkung zum Sherlock Post weit über mir:
Großartiges TV-Event! Gewitzte Dialoge, Handlung zum Mitfiebern und stylisches Screenplay. Anschaubefehl!

Dienstag, 12. Juli 2011

"The Tree of Life"- Herausragendes Kino


Der Film erzählt die Geschichte des Lebens; sinnlos, laut, schnell, gefühlvoll, dunkel, hell, leise, schön, bizarr und unfassbar. Das ist weitesgehend berauschend, aber auch immer erschlagend und pompös. Ein Regisseur der triumphiert, bei der Wahl seiner Bilder, seiner Musik und seiner herausragenden Darsteller. Man verlässt den Saal mit dem Gefühl von Hass und Liebe zugleich, und der Gewissheit, etwas ganz großes gesehen zu haben. Verstehen muss man wirklich nicht alles. Solche Filme dürfen nicht sterben. Sie muss es immer geben. Gut gemacht, Herr Malick.

8/10 Punkte

Montag, 11. Juli 2011

"The King`s Speech"- Kalkuliertes Oscarkino


THE KING'S SPEECH gefällt sich in jeder Pose und Bewegung als Sieger. Ein in jeder Sekunde, blickt man auf Besetzung, Story und Regisseur, auf Oscar konzipiertes Werk. Das Problem ist diese Arroganz weht mit. Zu jeder Zeit des behäbig-vorhersehbaren Dekorschinkens sitzt man vor der Leinwand und fragt sich: Wieso? Einen Oscar für die langweilige Schnitt-Gegen-Schnitt-Inszenierung oder für die frustierend schnarchigen Wortschamützel des Drehbuchs. Königshaus. Das gefällt der Academy. Schauspieler die immer besser waren als in diesem Film. Colin Firth war nie ein wirklich guter Schauspieler, sondern ein Typ. Am besten präsent war er in A SINGLE MAN. Und auch die Carter ist verschenkt. Regungslos und austauschbar. Und Rush kann überhaupt nicht schlecht sein. Also schauspielerisch eher Entäusschungen als große Darstellung. Inszenatorisch bewegt sich der Film auf dem Niveau eines Fernsehfilms denn großen Köstumfilms. Eine stupide Kameraarbeit wie sie uninspiriter nicht sein könnte. Und eine Länge ohne Inhaltlichen Filmstoff der einen jede Minute auf die Uhr schauen lässt. Großes Schauspielkino gerne. Aber kein so nach dramaturgischer Oscarschablone arbeitendes biederes Machwerk, der Marke: We will get the oscar today. Seelenloses Produktionskino. Gefeiert und bejubelt. Irritiert bleibt man im Kinosessel zurück. Man muss wirklich nicht alles verstehen. Bäh.


3/10 Punkte

"Rio"- nette Animation mit Liebe zum Detail


Rio ist charmant-unterhaltendes Animationsspektakel, witzig und pfiffig, altersgerecht und niedlich. Zeitlupen, heißer Samba, farbenprächtige Details und schmissige Songs trösten über die zu jeder Sekunde vorhersehbare Story hinweg. Rio kann was. Doch das findet er erst nach 20 Minuten Langeweile heraus und endet im famosen Showdown. Siehste geht doch. Auch mal ohne Pixar. Nett.


6/10 Punkte

Montag, 27. Juni 2011

"In meinem Himmel"- Verkitschter Fehlgriff


Da kommt der großartige Peter Jackson dann mit großen bombastischen Bildern, anstatt sich sensibel in die Figuren einzuarbeiten, drückt er den Film lang vor sich hin, geschlagene 135 Minuten; THE LOVELY BONES ist lang, kunterbunt und verschenkt. Schnell wird klar warum: Peter hat das überaus feinfühlige, tiefgründige und nachdenkliche Werk nicht verstanden. Er hat es GROSS im sinne der Kosten und pompösen Landschaften verfilmt, aber nicht annähernd richtig. Er sucht seine LOTR Bilder, mischt diese mit Splatter-Atmo und Suspense und knallt dann noch Sepiafarben und Hippiemütter in das Ganze. Ein Cocktail der nicht schmeckt, nicht schmecken kann, wenn man das Buch kennt. Er hat adaptiert. Bilder hinzugedichtet, und gestrafft an falschen Stellen; wichtige Szenen des Buches müssen dem Kitsch weichen, so wird aus der Authenzität der Geschichte eine Kitschpostkarte. Verlassen kann sich Jackson auf sein Gespür für Bilder und Emotionen, auf Stanley Tucci und die zärtliche Ronan. Das ist unterm Strich dann doch zu wenig, für einen Mann, der göttlichen Sphären entstammt.


4/10 Punkte