Montag, 28. März 2011

Ay CaRango!


Vier gläsernde Wände, ein Wasserbecken, einen Barbie-Torso und einen debil dreinschauenden Fisch namens Mr. Timms. Mehr braucht der Kaltblüter Lars nicht um sich als schillernder Star in seinem eigenen Broadway Musical zu fühlen...oder vielleicht doch? Just im Moment der aufkeimenden Existenzkrise, wird Lars aus seinem bisherigen tagträumerischen Leben in die Wüste Nevadas geschleudert. Sein Weg führt ihn nach "Dirt" (im Deutschen sehr charmant mit "Dreck" übersetzt), wo er wegen seiner Veranlagung zur Selbstdarstellung sich selbst den Namen "Rango" verpasst und zum Sheriff der Stadt ernannt wird. Welche Verpflichtungen mit diesem Titel einher gehen, sind ihm allerdings noch nicht bewusst...

Was folgt, ist eine knapp zweistündige Odyssee durch die Gefilde der Kinolandschaft.
Was mit Holzhammer-Anspielungen wie der Landung auf dem roten Cabrio eines gewissen Benicio del Toros beginnt, setzt sich mit Huldigungen von den Spaghetti und GritWestern der vergangen Jahre fort. Bei fast jeder Szene beschleicht einen das Gefühl der Vertrautheit und dennoch fügt sich alles originell zusammen. Rango ist erfrischend, kreativ und sehr experimentell darin, nicht experimentell zu sein.
Eine Stadt voller Tiere, einige Slapstick-Einlagen und die Neuinterpretationen diverser Western. Alle diese Elemente hören sich weder besonders neu, noch ausgefallen an, doch zusammengefügt ergeben sie einen sehr besonderen Kinotrip. Garniert wird die Brühe mit einem sehr abgefahren Animationsstil. Schon das Poster gab mit den überproportionierten Körperteilen Rangos und der sehr feinen Oberfläche seiner Schuppen die ungefähre Marschrichtung vor. Dieser fotorealistischen Linie blieb man sich auch treu, was zu atemberaubenden Landschaftsaufnahmen (mit dem Hang zur Realität)und auch zu Protagonisten führt, die abseits des weichgeschliffenen CGI-Klischees ihr Dasein fristen. Besonders süß sind die Viecher nicht, eher vernarbt, siffig und dennoch nicht unsympathisch.

Kinder werden allerdings trotzdem ihre Probleme haben, sich mit dem Stil des Films anzufreunden. Darüber hinaus wird im Film auch nicht gerade wenig gestorben und auch das Mundwerk von einigen Protagonisten lässt Sittenwächter bestimmt die Hutschnur platzen. Man sollte sich bewusst sein, dass trotz gelegentlicher Slapstick Einlagen, Kinder nichts in dem Film zu suchen haben. Dazu ist der Humor zu "over-the-top" und erfordert teilweise ein fundiertes cineastisches Basiswissen und ein Mindestmaß an Offenheit, besonders bei den geschliffenen Dialogen. Oftmals kommt es gar nicht drauf an, was Rango sagt, sondern wie er es sagt.

An dieser Stelle kommt Johnny Depp ins Spiel, der seiner Figur nicht nur die Stimme, sondern auch Mimik und Gestik geliehen hat. Das wirkt streckenweise etwas sehr unnatürlich für Eidechsen, aber hey! Wir reden hier über einen Film mit rollstuhlfahrenden Schildkröten.
Jedoch lässt der Streifen auch ein paar Federn. So ist der Spannungsaufbau stellenweise sehr zäh, manche Actionpassagen sehr hektisch und die Surrealität versucht am Ende vergebens, dem Film noch eine erzählerische Duftnote zu verleihen. Der Plot bleibt aber dennoch simpel und strotzt vor Klischees, die dem Kinogänger sauer aufstoßen könnten.
Dennoch muss man Gore Verbinski für dieses besondere Stück Kino loben. Rango ist und bleibt zwar Geschmackssache und wird dem Großteil des Kinopublikums eher schwer im Magen liegen, aber dem Kinogänger, der schon einiges genossen hat, wird diese Echse schmecken.

Daher gibt es 7,5 von 10

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